Übersicht
Das 1026 m hohe Karasis-Massiv liegt 10 km nördlich der Stadt Kozan am Rand des Adana-Beckens im antiken Kilikien. Der Ausläufer des Taurus-Gebirges erhebt sich etwa 700 m über seine Umgebung. Bis
auf einen schmalen Korridor auf der Ostseite und ein Felsband im Westen verhindern schroffe Wände den Aufstieg. Den Gipfelblock bildet ein 350 m hoher, verkarsteter jurassischer Kalkstein, der auf
kreidezeitlichem Tonstein als Wasserstauer aufsitzt. Quellen unterhalb dieses Horizonts ermöglichen eine bescheidene Landwirtschaft, während der Gipfelbereich vollkommen wasserlos ist. Der mittlere
Niederschlag von etwa 700 mm pro Jahr fällt von Oktober bis März und führt auf dem hoch durchlässigen Karst zu keinem nennenswerten Oberflächenabfluss.
Der Bau der 19 ha großen, erst 1996 entdeckten Festung (Bild 1) entstand in seleukidischer Zeit (2. Jh. v. Chr.). Über ihre Nutzung ist nichts bekannt. Denkbar wäre die Festung als Repräsentationsbau
mit sporadischer Anwesenheit von Militär, mit dem die seleukidischen Herrscher Präsenz zeigen wollten. Nach dem Niedergang des Seleukidenreichs um 100 v. Chr. scheint die Festung aufgelassen worden
zu sein. Eine Nachnutzung hat es nie gegeben, Zerstörungen sind kaum feststellbar. Da auch der Verfall nur langsam voranschreitet, ist die Anlage in einem bemerkenswert guten Zustand.
Der Gebäudekomplex wurde in mehreren Kampagnen vom Deutschen Archäologischen Institut Istanbul dokumentiert. Dabei hat unser Mitglied Prof. Dr.-Ing. Mathias Döring (Darmstadt) den wasserbaulichen Teil übernommen, bestehend aus:
Bauwerke und Zisternen
Alle Bauwerke, bestehend aus der „Unterburg“ in 900 m Höhe (Bild 1), der 120 m darübergelegenen „Oberburg“, zahlreichen Nebengebäuden und der 2,2 km langen Um- fassungsmauer, befinden sich auf dem Gipfelkamm des Karasis. Bereits der Bau der Festung dürfte mit erheblichen logistischen Schwierigkeiten verbunden gewesen sein, deren Hauptproblem die Wasserversorgung der Bauleute war. Dass von Anfang an Wassermangel herrschte, zeigen die mit Ausnahme der Zisternen ohne Mörtel in Polygonaltechnik aus Kalkstein errichteten Mauern.
Die größte Zisterne mit rd. 900 m³ Inhalt versorgte die Unterburg, die übrigen neun Reservoirs mit zusammen 2200 m³ Inhalt die Oberburg (Bild 2). Alle Zisternen dienten der Speicherung von Regenwasser, ergänzt möglicherweise durch Quellwasser, das aus einer 300 m tiefer gelegenen Quelle hinaufgeschafft wurde. Sechs Zisternen sind in den verkarsteten Kalkfels eingelassen, vier ganz oder teilweise gemauerte Becken.
Der Wandaufbau der Becken besteht aus mehrschaligem Mauerwerk in Mörtelbettung mit einer dazwischen liegenden Füllmasse aus Kalkmörtel und gebrochenem Zuschlagstoff, die wegen ihrer sehr unterschiedlichen Zusammensetzung als Dichtung ungeeignet war. Partien mit dichtem Gefüge, gut abgestuftem Korngemisch und ausreichendem Bindemittelgehalt wechseln mit grob durchlässigem Material ab, das wenig Kalk und kaum Feinkorn enthält. Hydraulische Zusätze im Bindemittel wurden nicht, mehrschaliger Dichtungsputz lediglich in Fragmenten gefunden (Bild 3). Er dürfte jedoch mangels hydraulischer Zusätze seinen Zweck nur unvollkommen erfüllt haben. Ein statischer Nachweis ergab, dass die frei stehenden, rd. 2,50 m dicken Wände bis zu Wassertiefen zwischen 2,60 und 4,25 m standsicher waren.
Für die schlechte Verfassung der Zisternen kommt neben Witterungseinflüssen, Erdbeben, Alterung und Baumängeln auch die Möglichkeit in Betracht, dass der Bau zumindest teilweise unvollendet blieb.
Die 300 m tiefer gelegene Quelle am Westfuß des Berges diente zumindest während der Bauzeit der Wasserversorgung der Festung. Die Quellfassung wurde in offener Baugrube errichtet, mit einem Gewölbe abgedeckt und entspricht der Bauweise des „hellenistischen Stufenbrunnens“.
Ergebnisse
Als Ergebnis der Forschungen konnte festgestellt werden:
Literatur
Döring, M.: Die Zisternen auf dem Karasis. Istanbuler Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Istanbul, 57/2007, S. 430-434.
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