Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e.V.
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Water in Antiquity

Ein persönlicher Bericht über die 15. Intern. Konferenz CURA AQUARUM in ISRAEL vom 14. – 20. Oktober 2012

von Dr.-Ing. Peter Kowalewski, Berlin

Weitere Impressionen finden Sie in der Bildergalerie Israel 2012

Nach einem 4-stündigen Flug von Berlin nach Tel Aviv bei strahlendem Wetter überflogen wir die Küste Israels und landeten pünktlich auf dem Flughafen Ben Gurion Intl. Schon aus der Luft sah man gewaltige Straßenbauten in einer staubigen Landschaft, die große Hitze erwarten ließ.

 

Diese 4. Reise seit 1978 in ein außergewöhnliches Land, davon die erste mit der Evangelischen Kirche, die zweite zur 5. CURA AQUARUM 1983 und die dritte auf Einladung der israelischen Gewerkschaft Histadrut im Rahmen einer politischen Studienreise der Berliner Wasserwerke 1994 sollt ein vielerlei Hinsicht außergewöhnlich werden – anders als die vorhergehenden. Man erlebte nicht nur die aktuellen augenblicklichen Programmpunkte, sondern diese Reise gab Gelegenheit, die Entwicklung Israels zu erkennen. Man besucht Israel im Jahre 2012 unter besonderen Umständen – die weltpolitische Situation, der Massentourismus, den fast völlig fehlenden Kontakt zu den „normalen“ Menschen im Rahmen eines Fachkongresses mit einer Fülle von Informationen z um Thema „Water in Antiquity“.

 

Nach der Ankunft im Hotel Neve Ilan wurden wir von den Gastgebern Dr. Tsvika Tsuk, Hillel Glassmann, Eli Dror, Sylvie Witenberg und Bella Dax herzlich begrüßt und es wurde einem bewusst, dass eine Veranstaltung mit 104 Teilnehmern, die später in 2 großen Reisebussen zu den Exkursionszielen fahren würden, auf die Vorbereitungen und die Betreuung durch viele Helfer und Helferinnen angewiesen sein würde. Im Zentrum der gesamten Planung und Organisation standen dabei Dr. Tsvika Tsuk (Chief archaeologist, Israel Nature und Parks Authority – INPA) und Prof. Dr. Henning Fahlbusch (2. Vorsitzender der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft – DWhG). Ihre persönliche Freundschaft führte die gesamte Veranstaltung zu einem einmaligen Erfolg.

 

Eine Israelreise ist ohne einen Besuch von Jerusalem undenkbar, hier treten „layers of time“ zutage, die einem den Atem nehmen. Der 1. Tag (14.10.2012) war daher auch Jerusalem vorbehalten. Durch das Dung-Tor gelangten wir auf den Tempelberg, besichtigten diesen Brennpunkt der Menschheitsgeschichte und lauschten den Erklärungen von Tsvika Tsuk. Al-Aqsa-Moschee und Felsendom waren geschlossen. Die Massen von Pilgern  und Touristen nahmen einem buchstäblich den Atem, was in der Altstadt kumulierte

Bild 1: Die Warteschlange vor dem Eingang zum Tempelberg, im Hintergrund die Al-Aqsa-Moschee

Durch die überfüllte Altstadt ging es zur Grabeskirche. Leider konnten wir wegen der drangvollen Enge das Grab Jesu nicht einmal von außen sehen, geschweige denn den „Nabel der Welt“ im zentralen Kirchenraum.

Die Stimmung in der Stadt war hektisch, eine Innehalten nur wenigen Momenten vorbehalten. Man konnte persönliche Einkäufe wegen des Gedränges und der Eile nur durch Verzicht auf geplante Programmpunkte realisieren.

 

So verzichtete ich auf den Besuch der Erlöserkirche und konnte den Laden in der King-David-Street wiederfinden, in dem ich vor 34 Jahren eine antike Öllampe und eine Münze aus der Zeit Jesu kaufen konnte.

 

Der anschließende Besuch des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DIE) auf dem Gelände der August-Viktoria-Stiftung wurde für das Mittagessen genutzt und konfrontierte uns nach Informationen über die Arbeit des DEI mit der harten Realität der Gegenwart. Vom Ölberg in Richtung Totes Meer markierte die „schön geschwungene“ moderne israelische Mauer mit freiem Streifen davor die Wunde zwischen Jerusalem und den Palästinensergebieten. Als Berliner, der ich von 1961 bis 1989 in einer durch die Politik geteilten Stadt mit Mauer leben musste, war dieser Anblick erschütternd – ich sah sie hier zum ersten Mal und dachte an das Leid der Menschen, das sie sich selbst antun.

 

Vor der Besichtigung des „Garten Gethsemane“ rasteten wir auf der Seite des Ölbergs, die durch das Kidrontal von der Altstadt Jerusalems getrennt ist.

Bild 2: Die Reisegruppe lauscht im Angesicht Jerusalems den Erklärungen zur Stadtgeschichte von Prof. Dr. Dieter Vieweger (DEI)

Hier lag die Stadt im Frieden der Jahrtausende ihrer Existenz vor uns – die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden. Im Licht des Nachmittags lag da die Kapelle „Dominus flevit“ (der Herr weinte), nicht weit vom Garten Gethsemane. Die Kapelle markiert die Stelle, an der Jesus über Jerusalem vor seiner Festnahme weinte – nur wenige Jahre später wurde die Stadt von den Römern nach einer brutalen Belagerung fast vollständig zerstört.

 

Den abendlichen Höhepunkt bildete der Besuch des Rockefeller-Museums mit dem Empfang der Cura Aquarum-Teilnehmer am inneren See des Museums. Die Sponsoren der Konferenz begrüßten uns in kurzen Ansprachen und der Abend bei zunehmender Dämmerung in Gesellschaft antiker Spolien und einem Willkomm-Imbiss ließ nun die Schönheit und Ruhe der Heiligen Stadt für kurze Zeit in einzigartiger Weise  Realität werden. Die beiden nächsten Tage (15. Und 16.10.2012) waren im Wesentlichen den Vorträgen zum Thema „Water in Antiquity“ vorbehalten, die im Hotel Neve Ilan stattfanden. Neueste Erkenntnisse zu den antiken Wasserversorgungsanlagen in Israel standen im Mittelpunkt des ersten Tages. Weitere Themen waren die Grundwassernutzung in Hattuăsa, das städtische Abwassersystem von Pergamon und die Erforschung der antiken Wasserbauten von Antiochia (heute Antykya in der Türkei).

 

Der zweite Tag wartete mit einer Vielzahl von wasserbaulichen Themen auf. Das Wasser als entscheidendes Element der gesellschaftlichen Entwicklung des Menschen wurde an Beispielen aus Mesopotamien (Wasser als Waffe), der frühen Grundwasserschließung und -nutzung und der kultischen Beteiligung im antiken Griechenland und Spanien erläutert. Den Abschluss dieses Tages bildeten die Besuche von Yad Vashem und des Israel-Museums, dessen Neubau speziell in der Archäologischen Abteilung mit weltberühmten Exponaten glänzte. Ein Ossarium eines jüdischen Oberpriesters Kaiphas und das Bruchstück der einzigen erhaltenen Pontius-Pilatus-Inschrift aus Caesarea Maritima beeindruckten besonders durch die Unmittelbarkeit ihrer Bedeutung.

 

Am 17.10.2012 begannen dann die 4-tägigen Exkursionen zu bedeutenden archäologischen und wasserbaulichen Objekten. Die Teilnehmer verteilten sich auf 2 Reisebusse wobei 1 Bus alle deutschsprachigen Teilnehmer aufnahm während Bus 2 mit internationalen Teilnehmern in englischer Sprache geführt wurde. Tsvika Tsuk und Henning Fahlbusch pendelten zwischen beiden Bussen. Meine Wahl fiel auf Bus 2 mit dem Vorteil, viele neue Teilnehmer und damit Gesprächspartner zu fachlichen Themen kennenzulernen, während der Nachteil darin bestand, dass intensive Diskussionen mit Freunden während der Fahrt nicht möglich waren und erst in den Abendstunden im Hotel in ermüdetem Zustand stattfinden konnten oder ganz unterblieben.

 

Der erste Höhepunkt erwartete uns auf der Fahrt vom Hotel über Jerusalem zum Toten Meer mit Ziel Masada. Der erschreckende Rückgang des Wassers beginnt die ganze Landschaft zu verändern. Die Stadien der Verdunstung ließen sich an den zurückbleibenden unfruchtbaren Salzkrusten-Böden erkennen. Das Tote Meer hat sich wohl endgültig in zwei Seen geteilt. Bei bis zu 40 Grad Celsius wäre der Schlangenpfad zum Gipfelplateau des Masadafelsens für viele von uns wohl nicht begehbar gewesen, sodass uns die Kabinenbahn sicher nach oben beförderte

Bild 3: Blick von der Bergstation der Kabinenbahn in Richtung auf das Tote Meer mit Trockenzonen und die jordanische Küste

Dort konnten Reste der Bauten aus der Zeit des Herodes des Großen und Zisternen sowie Bäder mit schönen Mosaiken besichtigt werden. Der einmalige Rundblick von oben lässt die Dramatik der historischen Ereignisse im Bar Kochba Krieg im 2. Jahrhundert n. Chr. erahnen, dessen Zeugen die „Rampe“ zur Erstürmung Masadas durch die Römer und deren Kastellgrundrisse im Belagerungsring sind. Nachdem wir in Jerusalem keine Synagoge besichtigen konnten, sind wir auch in Masada an den Resten des dortigen Kultgebäudes nur vorbeigegangen.

 

Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel in Neve Ilan wartete noch der Besuch der Davidstadt in Jerusalem auf uns. Dort besichtigten wir das antike Wasserversorgungssystem mit der Gihonquelle und liefen durch den Kanaaniter Tunnel mit Besichtigung und Erläuterung der antiken Befestigungsanlagen der Quellumgebung  und der Umbauten der letzten Jahre.

 

Am 18.10.2012 führte uns zunächst zu den Resten des Aquädukts nach Ramla und anschließend nach Tel Gezer, der alten Kanaaniter-Siedlung mit großer Zisterne und vielen aufrecht stehenden Steinen, die als Baityle gedeutet werden können. Ramla überraschte uns dann am Ende des Aquädukts mit der großen Zisterne „Pool oft the Arches“, erbaut 789 n. Chr. unter den Abbasiden. Eine Fahrt mit dem Ruderboot in der Zisterne erschloss die große Wasseroberfläche unter den gewaltigen Bögen.

 

Am Nachmittag ging es zu unserem nächsten Ziel mit Übernachtung entgegen – Akko, der alten Kreuzfahrerstadt, die zum Weltkulturerbe gehört. Die großartigen Reste des Suleiman-Pasha-Aquädukts parallel zur Straße begleiteten uns bis Akko, wo die Altstadt besichtigt wurde.

Bild 4: Der Suleiman - Pasha - Aquädukt bei Akko

Die fantastischen Säle, Gänge und Höfe dieser weitgehend unterirdischen Anlagen waren Jahrhunderte verschüttet und sind nach ihrer Freilegung wieder zu besichtigen. Neben dem zentralen Brunnen im Innenhof sind auch die Regenwasserableitungen gut erhalten.

 

Der lange Tag endete im Palm Beach Hotel, in dessen Erdgeschoss eine israelische Hochzeitsgesellschaft bis 3 Uhr früh lautstark feierte, da war an Schlaf nicht  zu denken.

 

Der 19. Oktober 2012 hatte wiederum drei besonders interessante Objekte zu bieten. Vormittags besuchten wir die Zentrale Filterstation für das Wasser aus dem See Genezareth, die Eshkol-Anlage. Der Stolz der israelischen Wasserversorgung ist es, überall und  zu jeder Zeit an jedem Ort Israels einwandfreies Trinkwasser zu liefern, das den internationalen Standards entspricht. Die Wassergewinnung erfolgt aus Grundwasser, Quellwasser, Meerwasser-Entsalzungsanlagen und Oberflächenwasser, letzteres aus dem See Genezareth. Dieser See versorgt etwa die Hälfte der Einwohner Israels mit Trinkwasser, d. h. die Städte und die Landwirtschaft. Der Schwerpunkt liegt heute bei der Wasserversorgung der Städte, die etwa 80 % des Wassers aus dem See verbrauchen. Im Jahr 2004 waren das 527 Milliarden Kubikmeter (Angaben aus der Broschüre der Mekorot, Israels National Water Company). Eine eindrucksvolle Präsentation des Wassers wurde uns im Besucherzentrum in Eshkol geboten, anschließend besichtigten wir die Filteranlagen.

 

Unser Bus brachte uns dann nach Zippoiri, heute in einem Nationalpark Israels. Die Stadtgeschichte der ehemaligen Hauptstadt von Galiläa ist eng mit den jüdischen Königen Alexander Jannäus und Herodes dem Großen, den Römern (Pompejus, Gabinius, P. Quinctilius Varus (!)) und allen zeitlich folgenden Eroberern verbunden. Als besondere Attraktion hat man ein hellenistisches Fußbodenmosaik ausgegraben, das den Nil und seine Landschaft zeigt. Neben dem Nilometer (Wasserstandsanzeiger) sieht man den Pharos (Leuchtturm) und die Nilquelle, die in dieser einmaligen Form aus dem Mau eine Nilpferds hervorsprudelt, da in der Antike die Quelle des Nils unbekannt war. Die gewaltigen Zisternen der antiken Stadt konnten anschließend zu Fuß erkundet werden.

 

Der Tag wurde mit einer Besichtigung von Megiddo beschlossen. Diese Siedlung zählt zu den ältesten Städten der Erde, ihre Geschichte reicht bis in das Neolithikum (6. – 7. Jahrtausend v. Chr.) zurück. Ihre Erwähnung in altägyptischen Quellen als kanaanitische Stadt, die Schlacht des Pharao Thutmosis III und die Eroberung Megiddos im 15. Jahrhundert v. Chr. sowie die Nennung in den Amarnabriefen im Archiv des Pharao Echnaton im 14. Jahrhundert v. Chr. zeigt die strategische Bedeutung der Stadt, die auch in den folgenden Jahrhunderten bis hin z um 1. Weltkrieg immer wieder zu Kämpfen um den Tel Megiddo führte. Die berühmten Wasserversorgungsanlagen aus der Periode der israelitischen Könige standen im Mittelpunkt des Interesses unserer Gruppe. Wir konnten den unterirdischen Teil dieser Anlage durchwandern, insbesondere den etwa 70 m langen horizontalen Tunnel.

Bild 5: Eingang in den unterirdischen Teil der Wasserversorgungs - Anlagen auf dem Stadtberg von Megiddo

Der letzte Tag des Programms dieser Studienreise führte uns zunächst zu den Anfängen des Aquädukts von Caesarea Maritima, wobei die Brunnengalerie bei Alona durchstiegen werden konnte. Hier war eine geeignete Ausrüstung Voraussetzung, da der Tunnel teilweise bis zu 1 Meter unter Wasser stand.

 

Die Trasse des Aquädukts nach Caesarea führte über Beit Hanania mit römischen Inschrift-Spolien im dicken Sinter des Kanals und dem Nahal Ha’Taninim Damm mit Stausee und Wasserrädern zum Aquäduktende direkt am Meer.

 

Dieses früher fast unberührte Küstenstück hat sich heute infolge der Freigabe zum Baden zu einer Art gewöhnlichem Vergnügungspark mit Sonnenschirmen, überquellenden Abfallbehältern und Klettergeräten in Form von Aquäduktruinen und Drahtzäunen entwickelt, der von der historischen Bedeutung nicht mehr ahnen lässt und nur Trauer hinterlässt. Heute heißt dieser Platz „Caesarea Nationalpark“.

 

Den Abschluss dieser 15. CURA AQUARUM-Konferenz „Water in Antiquity“ bildete das traditionelle Abschiedsessen im Hotel Tel Aviv mit Dankensworten und Geschenken für die Initiatoren und Helfer(innen), die diese Woche in Israel zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließen.

Der kleine Steinbock, das Sinnbild der „Israel Nature and Parks Authority“ sprang im Verlaufskiosk am Nahal Ha’Taninim Dam in meinen Rucksack und begrüßt mich nun jeden Tag, wenn ich nach Hause komme.

 

Zu den wasserhistorischen Bauten der jüngeren Vergangenheit in Israel zählt das ottomanische Aquädukt von Akko. In den Jahren 1814/15 ließ ihn Suleiman Pascha erbauen, um die Stadt Akko mit fließendem Wasser zu versorgen. Bis zum Jahr 1948 blieb der Aquädukt in Betrieb. In der Ebene nördlich der Stadt wurde die Leitung auf einer bis zu 10 m hohen Arkadenreihe geführt.

 

Im Jahr 1973 wählte die israelische Post dieses Aquädukt als Motiv für den 1,10-Israel.-Lira-Wert ihrer Freimarken Ausgabe “Landschaften” von 1971/79. Die olivbraune Marke wurde im Rastertiefdruck hergestellt und hat eine Größe von 30 x 25 mm. Die Marken kamen mit Randstreifen, dem sog. TAB an die Schalter. Landesbezeichnung, Motiv und Ausgabeanlass auf dem TAB sind auf Englisch und Hebräisch zu lesen.

Abb. 6: Aquädukt in der Nähe von Akko auf der 1,10 Israel. Lira Marke der Freimarken Ausgabe “Landschaften von 1973 mit TAB, Michel-Nr. 601X

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