Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e.V.
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Cura Aquarum in Ephesus

Bericht von Dr.-Ing. Peter Kowalewski mit Bildern von Dipl.-Ing. Horst Geiger über die 12. Internationale Konferenz zur Geschichte des Wassermanagements und das Wasserbaus: „CVRA AQVARVM in EPHESUS“, in Selçuk (Türkei) vom 2. – 10. Oktober 2004.

 

Çeşme cennetine bilim adamı yaĝdı – Im Paradies der Nymphäen hat es Wissenschaftler geregnet! 

(Bericht der türkischen Tageszeitung HÜRRIYET vom 11.10.2004)

In die Kette der Höhepunkte vergangener Jahre fügt sich die 12. CVRA AQVARVM (in Ephesus) nahtlos ein – in gewisser Weise stellt sie einen Meilenstein an ausgezeichneten Vorträgen, außergewöhnlichen Exkursionen, fruchtbaren Diskussionen und neu aufgeworfene Fragen auf dem Gebiet des antiken Wasserbaus dar (Bild 1). Die Einladung des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) nach Selçuk mit Unterstützung durch die DWhG und die Frontinus-Gesellschaft in die Wiege Europas, nach ASIA MINOR, eröffnete den Blick auf die schier unendliche Vielfalt der Zeugnisse antiker Zivilisationen, wobei der Schwerpunkt naturgemäß beim Wasserbau lag.

 

Der Eröffnungsbeitrag am 3.10.04 rief die altgriechische und römische Wassermythologie in Erinnerung, belegt durch antike Münzen aus der Sammlung Kowalewski. Im Mittelpunkt der dann folgenden Vorträge stand zunächst Anatolien, insbesondere die Wasserversorgung der antiken Stadt Ephesus, weiterhin Priene, Hierapolis und Laodikeia u. a. antike Städte. Am Abend dieses ersten Tages erwartete die mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein erster Höhepunkt – das Abendessen vor der angestrahlten Celsus-Bibliothek (Bild 2), die im Rahmen der mehr als 100-jährigen Grabungstätigkeit des ÖAI in Ephesus eine prächtige Auferstehung erlebte.

Bild 1: Zuhörer im Tagungsraum
Bild 2: Abendessen vor der beleuchteten Celsus-Bibliothek

Der zweite Tag (4.10.) stand ganz im Zeichen des römischen Wasserbaus und seiner Elemente, d. h. der Aquädukte, Castella und der neuesten Deutung der Vitruvschen COLLIVIARIA. Exemplarisch zeigte sich bei den Ausführungen beider Referenten das Zusammenspiel verschienener wissenschaftlicher Disziplinen, das zu neuen Erkenntnissen führte. Hier war es die Wissenschaft von der antiken Sprache (Chr. Ohlig) und die Realisierung im Versuch (M. Schwarz). Die Condomi-Demonstration wird wohl allen Anwesenden unvergessen bleiben (Bild 3).

 

Die am Nachmittag anstehende intensive Besichtigung der Stadt Ephesus mit Erläuterungen durch G. Wiplinger (Bild 4) und sein ausgezeichnetes Team führte zu Thermen, Gymnasien, Hanghäusern und Nymphäen, nicht zu vergessen, das große Amphitheater. Auch Selçuk führte sich mit einer Teestunde im Angesicht des byzantinischen Aquädukts mit Musikuntermahlung und Großleinwand in Abendlicht angemessen ein. Das Dinner im Artemis-Restaurant in Şirince gab dann erstmalig Gelegenheit zu einem intensiven Meinungsaustausch über die bisherigen Erlebnisse.

Bild 3: Das “Schwarz-Experiment”
Bild 4: Gilbert Wiplinger in Ephesus

Der nächste Tag (5.10.) war ganz von einer Exkursion zu den Aquäduktbrücken der Fernwasserleitung rund um Ephesus bestimmt. Unter der Führung von G. Jansen, P. Kessener und G. Wiplinger erlebten die Teilnehmer hautnah, was eine antike Großstadt zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung an Fernleitungsbauwerken benötigte. Bei herrlichem Wetter gab es dann am Mittag ein traumhaftes Buffet am Pollio-Aquädukt (Bild 5), ausgerichtet von den Österreichischen Ausgräbern in Ephesus. Die abendliche  Poster-Präsentation im Hotel war trotz der verbreiteten Erschöpfung noch gut besucht.  

Bild 5: Mittagessen vor / unter dem Pollio-Aquädukt
Bild 6: H. Fahlbusch erkärt den Stadtbrunnen von Pergamon

Als Vorbereitung auf weitere Exkursionsziele brachte der nächste Tag (6.10.) Vorträge zu römischen Bädern (Thermal- und Mineralbäder) sowie Abwasserthemen (Latrinen). Die Exkursion am Nachmittag führte nach Priene, Milet und Didyma. Führung durch Priene leitete H. Fahlbusch, der im Rahmen eines Forschungsprojektes der FH Lübeck die hydrotechnischen Einrichtungen der antiken Stadt ab 2001 näher untersuchte. Auch in Priene wurde den Tagungsteilnehmern ein Lunch im Theater geboten (Bild 7), der an Einmaligkeit durch die Verbindung von antiker Umgebung und gemeinsamen Essen nur mit den Speisungen an der Celsus-Bibliothek, der Pollio-Aquäduktbrücke und später am Triton-Nymphäum in Hierapolis zu vergleichen war. Wegen der fortgeschrittenen Zeit wurde der Apollo-Tempel in Didyma erst in der Abenddämmerung erreicht, aber die Beleuchtung durch den Sonnenuntergang und später durch Scheinwerfer ließ auch diesen Programmpunkt zu einem besonderen Erlebnis werden.

 

Am 7.10. ging es zunächst nach Pergamon und dann nach Allianoi, unter Führung von W. Radt bzw. A. Yaras mit zusätzlicher Betreuung durch H. Fahlbusch (Bild 6) sowie D. Baykan. Die Eindrücke überschlugen sich und werden den Teilnehmern wohl erst bei der späteren Aufarbeitung bzw. Betrachtung der Fotos in ihrer ganzen Bedeutung bewusst werden. Als Stichworte seien hier nur genannt: die Fernleitung, Zisternen, Tempel, Paläste und der Zeusaltar in Pergamon sowie die Thermalthermen von Allianoi mit dem einmaligen Badesaal, der seit der Antike mit kaum veränderter Ausstattung in Betrieb ist.

Bild 7: Lunch im Theater von Priene
Bild 8: Prof. D’Andria vor dem Domitian-Tor

Am nächsten Tag (8.10.) stand der Besuch der wasserwirtschaftlichen Anlagen von Laodicea und Hierapolis (Pamukkale) auf dem Programm. Eine große antike Steinrohrleitung sowie Nymphäen und Abwasseranlagen wurden vom Grabungsleiter C. Simsek und seinem Mitarbeiter M. Büyükkolanci erklärt. In Hierapolis führten dann F. D’Andria und sein Assistent L. Campagna (italienische Grabungsleitung). In der Stadt erwarteten die Teilnehmer viele Höhepunkte, wie das Domitian-Stadttor mit der Frontinus-Inschrift (Bild 8), die große Latrine und das Triton-Nymphäum. Das Mittagessen mit musikalischer Untermalung im italienischen Stil durch eine türkische Schülerkapelle (Bild 9) war besonders eindrucksvoll. Im Verlauf der Besichtigung konnten neueste Grabungsfunde exklusiv besichtigt werden. Die weltberühmten Sinterterrassen von Pamukkale, das Nymphäum des Apollo-Tempels, das hervorragend erhaltene Amphitheater und das römische Castellum Aquae rundeten die Eindrücke dieses außergewöhnlichen Tages ab.

Bild 9: Ein türkisches Schülerorchester spielt in Hierapolis
Bild 10: Gilbert Wiplinger (Mitte) mit einigen seiner Helfer

Der 9.10. war für die meisten Teilnehmer schon der letzte Tag der Tagung. Er brachte noch Vorträge zu Wasserbauten des Nahen Ostens, Jordaniens, Israel und des Iraqs (Mesopotamien) und am Nachmittag eine letzte Postersession mit Themen u.a. zu Petra, Lepcis Magna, Pantelleria sowie Öhringen und Wiesbaden.

 

Zum Abschluss der Tagung zogen K. Grewe, P. Kessener, G. Wiplinger und H. Fahlbusch persönliche Bilanzen dieser 12. CVRA AQVARVM. Sie waren sich einig mit allen Teilnehmern, dass Gilbert Wiplinger und seinem Team (Bild 10) höchstes Lob auszusprechen ist für eine in jeder Hinsicht gelungene Veranstaltung. Das Auditorium dankte den Genannten und den Veranstaltern mit Standing Ovations!

 

K. Grewe betonte den Wunsch der Tagungsteilnehmer, dass die beiden während der Tagung verfassten Petitionen an türkische Politiker für den Schutz antiker Bauten in Allianoi und Ephesus erfolgreich sein werden und sprach die Hoffnung auf eine weiter zunehmende Zusammenarbeit zwischen DWhG und Frontinus-Gesellschaft bei der Planung zukünftiger Veranstaltungen aus.

 

P. Kessener wies auf den wissenschaftlichen Gehalt der Tagungsbeiträge hin und regte an, eine Zusammenfassung auf einer web-site zur weiteren Verbreitung der Erkenntnisse zu erarbeiten.

 

G. Wiplinger dankte für die Anerkennung durch das Auditorium und betonte dabei die Gemeinschaftsleistung seines Teams; stellvertretend sei hier Claudia Luxon genannt. Sein Kompliment für die große Zeitdisziplin der Referenten und Teilnehmer verband er mit der Bitte an die Referenten, die zur Veröffentlichung vorgesehenen Beiträge rechtzeitig abzugeben.

 

H. Fahlbusch, dem der Titel “Motor der CVRA AQVARVM” angetragen wurde (den er aber ablehnte), sprach vielen Teilnehmern aus der Seele, wenn er sagte, dass diese Veranstaltungen deshalb so erfolgreich seien, weil sie von der Liebe zum Thema getragen werden und nicht von einer wie auch immer gearteten Pflicht. Er erinnerte auch in diesem Zusammenhang nochmals an den 80. Geburtstag von Jehuda Peleg, den dieser während der Tagung begehen konnte.

 

Die nächste CVRA AQVARVM ist für Oktober 2006 in Petra/Jordanien geplant, das Programm wird voraussichtlich Anfang 2005 verteilt. Am späten Abend fand abschließend ein Gala-Dinner im Hotel Pine Bay statt, das nochmals alle Teilnehmer in froher Runde vereinte.

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